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Lausitz Neiße

Relativ kurzfristig hatte ich doch noch mal etwas Zeit loszudüsen. 6 Tage, 615km mit dem Fahrrad und der Kamera. So viele Bilder sind es am Ende nicht geworden, wahrscheinlich einfach zu viel Fahrrad gefahren. Die richtige Reisegeschwindigkeit muss ich noch ausloten. Vielleicht schreibe ich hier noch einen extra Beitrag. Oder erst über die nächste Tour. Aber da kommt noch mehr.

Lausitz Neiße

Nebelschwaden

Ich habe mir für den Herbst und Winter vorgenommen auch bei ’schlechtem‘ Wetter fotografieren zu fahren. Bisher bin ich eher so der Schönwetterfotograf. Überwiegend ist das auch gar kein Problem, weil ich das ‚knalliges‘ Licht für SW Aufnahmen bevorzuge. Dennoch gibt es auch andere Licht- und Wettersituationen, welche fotografisch spannend sind. Z.b. morgendlicher Herbstnebel in der Sächsischen Schweiz.

Unterwegs im Tagebau

Ein fotografisches Thema, welches mich seit etwa 3 Jahren verstärkt interessiert, hat diesen Sommer einen neuen Schub bekommen. Gerade auch durch die Diskussion um den Kohleausstieg Deutschlands und den Aktionen von Klimaschützern haben die Braunkohlestandorte auch in der allgemeinen Öffentlichkeit wieder eine neue Aufmerksamkeit bekommen. Mich persönlich begleitet das Thema bereits seit meiner Kindheit. Meine Familie musste aufgrund eines Braunkohletagebaus in den 80er Jahren umsiedeln. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass diese Auslöschung von Heimat lebenslange Konsequenzen für Betroffene hat. Schon vor 10 Jahren habe ich bereits verlassenen Orte am Rande der Braunkohleindustrie besucht. Der fotografische Schwerpunkt meiner Arbeit liegt nun in der Dokumentation der Folgelandschaften des Bergbaus. Die sogenannte Rekultivierung der Tagebaulöcher ist sehr vielfältig und nicht immer verläuft bzw. verlief alles nach Plan. So soll diese Serie vor allem auch kritisch auf die diese doppelte Umformung von Landschaft blicken.

Rekultiviert
Touristischer Radweg nach ‚erfolgreicher‘ Rekultivierung

4×5 im Biotop

Leider fehlte mir zuletzt die Zeit, um zu fotografieren. Das ist sehr schade, denn gerade das Frühjahr halte ich für sehr interessant für Fototouren in Naturlandschaften. Gerade bei klassischen SW Aufnahmen ist es ein Vorteil, wenn noch nicht alles so zugewachsen ist. Bei zu viel Grün bzw. Grau im Bild wird es schwieriger starke Kontraste herauszustellen. Im Hochsommer sind viele Motive nur schlecht zugänglich und man muss wieder bis zum Spätherbst abwarten. Eine kreative Ausweichmöglichkeit besteht noch mit der Infrarotfotografie oder man sucht nach kargeren Landschaftsbildern. Das wird wohl mein Weg für die nächsten Monate sein.

4×5 110mm / Adox CHS II

Angekommen im Großformat

In den letzten 5 Jahren habe ich zahlreiche Kameras und Filmformate ausprobieren können. Meine ersten analogen Aufnahmen habe ich mit Kleinbildkameras gemacht. Das waren aber höchstens zwei Filme. Anschließend ging es mit einer Zenza Bronica im Mittelformat weiter. Das war schon eher mein Fall, tolle Technik und ein mega Potential durch die größeren Negative. Später habe ich dann eine seltene 6×12 Kamera ersteigern können und erste Erfahrungen mit noch größeren Negativen machen können. Das 6×12 Format ist für mich bis heute eines der genialsten Formate in der Fotografie. Viel natürlicher und damit auch brauchbarer als das 6×17-Extrem. Der nächste Schritt war dann eine Kamera mit Shift Funktion im 6×9 Format. Von da an ist es nicht mehr weit und man landet im ‚echten‘ Großformat, 4×5 inch, Planfilm… oje, Planfilm? Das Großformat hatte ich schon lange auf dem Schirm, aber den Gedanken daran immer recht schnell verworfen aufgrund des Planfilms. Der ist doch einfach nur teuer und unhandlich, einfach unpraktisch. Das ist auch irgendwie so. Man braucht auch noch extra Planfilmkassetten, zwei neue über 100€, wow. 2 Planfilme je Kassette. Unterwegs Film wechseln ist möglich, aber einfach nur nervig. Aber wo Schatten ist, gibt es bekanntlich auch Licht. Mit der Zeit und vielen Experimenten habe ich gelernt, dass viele Kameras und Formate trotzdem Ihre Berechtigung haben. Um genauer zu sein, sie haben Ihre optimalen Einsatzgebiete. Für die Streetfotografie ist die 4×5 Balgenkamera nicht gut geeignet, aber in der Still Life Fotografie hat sie Ihre unbestreitbaren Vorteile gegenüber den kleineren Formaten. Meine ersten 6 Sheets mit Fomapan 100 S/W Film waren leicht unterbelichtet. Ich habe vergessen den Schwarzschild Effekt zu berücksichtigen. Anfängerfehler passieren auch immer wieder den Fortgeschrittenen. Nach den ersten Scans war ich trotz alledem beeindruckt, was für Details in diesen gewaltigen Negativen stecken. Diese Details machen Lust auf mehr. 2019 wird also mein erstes fotografischen Jahr mit dem Großformat. Mein Plan ist vor allem Landschaftsaufnahmen zu machen und dabei auch möglichst nachhaltig zu fotografieren. Bei der Kamerawahl setze ich auf eine sehr leichte Kamera, welche es mir ermöglicht auch mit dem Fahrrad und gut zu Fuß unterwegs zu sein. Ich bin gespannt, ob das funktioniert. Ich werde hier sporadisch berichten…

Im Wald mit der 4×5 Kamera

4×5 150mm / Fomapan 100

9/11/2018

Heute ist wieder der 11.September und es sind mittlerweile 17 Jahre seit dem Anschlag auf die Türme des World Trade Centers vergangen. In New York wird heute wieder den Opfern gedacht. (Live: https://www.ustream.tv/911memorial) Am Abend werden auch wieder die Memorial Lights zu sehen sein. Für mich ist heute auch ein besonderer Tag, denn es ist ein Jahr her, dass ich selbst in New York war. Unter anderem aus diesem Grund verfolge ich auch ein wenig was heute vor Ort passiert, was in Medien geschrieben wird oder was private Leute auf Instagram posten. Ganz interessant finde ich z.B. diesen Augenzeugen Bericht auf Spiegel Online. Die Geschichten rund um diesen einen Tag sind immer wieder beeindruckend. Am meisten präsent sind natürlich die ganzen Geschichten von den Helden dieses Tages und den Opfern des Anschlages. Besonders interessant finde ich aber auch die Geschichten von Menschen, welche durch scheinbar seltsame Zufälle an diesem Tag nicht an ihrem Arbeitsplatz in einem der Bürotürme erschienen sind und ohne Schaden davon gekommen sind.

NYC 11.September 2017

Fotografieren am 9.Mai

Über die Fotografie von verlassenen Orten, dabei vor allem den ehemaligen GSSD Kasernen in Ostdeutschland, bin ich in den letzten Jahren auch dazu gekommen am 9.Mai zu fotografieren. Der 9.Mai ist nicht irgendein Tag, sondern es ist der Tag an dem Russland bzw. auch einige Staaten der ehem. Sowjetunion das Ende des 2.Weltkrieges feiern. Die Alliierten feiern das Kriegende am 8.Mai. Der Unterschied ist historisch bedingt und hängt damit zusammen, dass im deutschen Reich die Sommerzeit galt und im entfernten Osten eben nicht. Im Jahr 2016 war ich mit einem befreundeten Fotografen um den 9.Mai herum in Moskau, um die große Militärparade zu fotografieren. Der 9.Mai wurde lange Zeit gar nicht mehr gefeiert und auch die militärische Präsentation auf dem Roten Platz war zwischenzeitlich ausgesetzt. Wie man jedes Jahr sehen kann, hat sich das mittlerweile deutlich geändert. An diesem Tag präsentiert Russland seine militärische Stärke. Der sog. Tag des Sieges wurde von Wladimir Putin und der Russischen Regierung ‚reaktiviert‘ und wird öffentlichkeitswirksam für politische Zwecke instrumentalisiert. Es war sehr interessant zu sehen wie gut das Vorhaben funktioniert und die Russen aus diesem Tag sogar mehr machen, als einen einfachen Volksfeiertag. Man hat dort das Gefühl, dass sich mittlerweile der ganze russische Stolz auf das eigene Land in diesem einen Tag widerspiegeln. Für einen Deutschen der so viel Nationalismus eigentlich nur aus dem sonntäglichen Weltspiegel kennt, ist dieser Tag in gewisser Weise ein Freakshow. Die Identifikation der Leute mit dem Tag, ihrem Land, ihrem Militär und ihren Vorfahren ist umfassend und kann auch recht gut fotografisch festgehalten werden. In Zeiten von Instagram und anderen sozialen Netzwerken ist das einer wichtigsten Tage im Jahr auch vieler junger Russen. Jeder möchte sich fotografieren (Selfies) und hat auch kein Problem damit fotografiert zu werden, weil man etwas präsentiert worauf man Stolz ist. Die Zeichen des Tages sind überall zu sehen. Nicht nur die Soldaten der Militärparade stecken in einer Uniform, sondern auch viele Besucher. Das fängt an bei den kleinsten, am besten schon unterwegs im umgebauten Panzerkinderwagen und geht weiter bis zu den hochdekorierten Veteranen, welche an diesem Tag besonders beliebt sind. In diesem Jahr war ich nun in Berlin am Treptower Ehrenmal und konnte mir ein Bild davon machen, wie der 9.Mai außerhalb von Russland gefeiert wird. Aus historischen Gründen leben in Ostdeutschland und auch in Berlin immer noch sehr viele Russen. Am 9.Mai wird das sehr deutlich, wenn man sieht, wie tausende Russen zum Ehrenmal pilgern und das gleiche machen, wie Ihre Genossen in Moskau. Auch hier heißt es wieder verkleiden, sich fotografieren lassen und zeigen, dass man dazu gehört. Für einen Fotografen ist dieser Tag wie gemacht. Die Menschen sind durchweg bereit sich für ein Portrait fotografieren zu lassen. Aber nicht nur die Portraits mit den Menschen in ihren Uniformen sind interessant, auch die sozialen Interaktionen an diesem Tag sind es Wert festgehalten zu werden. Da sind zum Beispiel die in Uniform gesteckten Kinder, welche von ihren Eltern fotografiert werden und wahrscheinlich noch gar nicht so richtig wissen, was gerade mit ihnen passiert. Interessant wird es auch dann, wenn die jüngsten anfangen auf dem ausgestellten Militärgerät zu spielen. Die Älteren sitzen derweil im Schatten, singen russische Volkslieder, trinken Wodka und essen mitgebrachtes Essen. Über den Tag ist es natürlich auch ein Kommen und Gehen von verkleideten Menschen, welche kurz das Selfie des Tages machen müssen. Insgesamt wirkt es oft  sehr unkritisch, wie die Menschen mit dem 9.Mai umgehen. Natürlich gibt es auch das Gedenken an die gefallen Soldaten und auch politische Reden, welche die Vergangenheit thematisieren. Was von dem Tag bleibt, ist aber oft etwas anderes, was auch daran liegt, wie der 9.Mai über die letzten Jahre politische instrumentalisiert wurde. Letztlich ist es aber genau dieser Zusammenhang, welcher den Tag für einen Fotografen interessant macht.

Gear

Rolleiflex 3.5F
Film: Ilford FP4+