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Grainery is dead?!

Das ist schon etwas traurig. Die analoge Fotografie boomt und bei grainery passiert mal so gar nichts mehr. Keinerlei Updates auf dem Instagram Kanal des Entwicklers, einfach nichts. So geht man nicht mit einer Community um, in der viele das Projekt unterstützt haben. Schon das umstellen der Support Beiträge ohne Mitteilung war moralisch und rechtlich grenzwertig. Ich werde meinen Support für das Projekt demnächst einstellen und dann weiter beobachten. Momentan habe ich keine große Hoffnungen mehr.

Zwischenzeitlich habe ich mein Instagram reaktiviert. Meine Meinung zur Plattform vom Meta Konzern hat sich nicht geändert. Wir brauchen weiterhin eine Alternative, eine moderne Fotografie App, ähnlich dem grainery Projekt. Da man auch immer mal wieder angesprochen wird, brauche ich aber eine weitere Kontaktadresse, neben dem Blog.

Fotografie auf YouTube – Eine Liste

Das wollte ich schon länger mal machen. Fotografie Channels auf YouTube, denen man unbedingt folgen sollte, eine einfache Liste. Die Zusammenstellung ist eher an der Filmfotografie ausgerichtet und meistens englischsprachig. Die wenigen deutschen Youtuber in der Szene machen ihre Videos auch oft in englischer Sprache. Wahrscheinlich ist die Zielgruppe bei uns einfach zu klein. Ich werde versuchen die Liste ständig zu ergänzen.

Nico’s Photography Show on Youtube – Aktuelle Nachrichten aus der Welt der analogen Fotografie
https://www.youtube.com/@NicosPhotographyShow

Nick Carver – Architektur & Landschaft (USA), analoge Großformatfotografie, Film Scanning, Hybride
https://www.youtube.com/@nickcarverphoto

Pauli B – New York Street Photography, Leica M, Farbfilm
https://www.youtube.com/@PaulieB

Analogue Insights – Analoge Kameratechnik
https://www.youtube.com/@AnalogInsights

The Real Sir Robin – Leica Streetphotography weltweit Analog & Digital
https://www.youtube.com/@therealsirrobin

Steve O’Nions – Analoge Landschaftsfotografie (GB)
https://www.youtube.com/@SteveONions

Willem Verbeeck – Analoge Filmfotografie, Kameratechnik, Farbfilm
https://www.youtube.com/@WillemVerb

Pushing Film – Anaologe Fotografie, Streetphotography (AUS) , Schwarz-Weiss, Leica M
https://www.youtube.com/@PushingFilm

Ilford Photo – Großartige Dokumentationen aus der Welt der Filmfotografie
https://www.youtube.com/@Ilfordphoto

Leica Camera Deutschland – Dokumentationen, Live Streams, Dia Talks, Leica Technik
https://www.youtube.com/@LeicaCameraDeutschland

C/O Berlin – Die Fotogalerie in Berlin. Begleitendes zu den Ausstellungen.
https://www.youtube.com/@COBerlinVideo

Karin Majoka – Filmfotografie (D), Farbfilm, Kameratechnik
https://www.youtube.com/@KarinMajoka

Negative Feedback – Portraitfotografie (GB), Farbfilm
https://www.youtube.com/@NegativeFeedback

Framelines – Film Streetphotography (GB)
https://www.youtube.com/@frame-lines

The Naked Photographer – Filmphotography, Filmentwicklung, Printing, Darkroom
https://www.youtube.com/@TheNakedPhotographer

Grainy Days – Filmfotografie, Farbe, Landschaft
https://www.youtube.com/@grainydaysss/videos

Sophia Carey – Filmfotografie, Portraitfotografie (GB)
https://www.youtube.com/@SophiaCarey

Samuel Streetlife – Streetphotography weltweit, Digital (Leica, Fuji-X, Ricoh GR)
https://www.youtube.com/@SamuelStreetlife

Great Photographers – Digitale Bilderschau der größten Fotografen unserer Zeit
https://www.youtube.com/@greatphotographers

Overexposed – Talks on Filmphotography, Gear & Film
https://www.youtube.com/@Overexposed1

Kai W – Vielleicht der größte Kamerainfluencer auf YouTube? mit einer guten Prise Humor, viele Technik Reviews, Streetphotography, Digital und Film
https://www.youtube.com/@KaiManWong

Todd Korol – Filmfotografie, Großformatfotografie, Landschaftsfotografie (USA), Film Gear
https://www.youtube.com/@toddkorolphoto/videos

Kyle McDougall – Landschaftsfotografie (USA), Digital & Film
https://www.youtube.com/@KyleMcDougall

Shoot On Film – Analog Gear, Photographic Storytelling
https://www.youtube.com/@ShootOnFilm

Ivan Chow – Street Photography, Filmfotografie, Leica, Hong Kong, Montreal
https://www.youtube.com/@ivunchow

DistPhoto – Analoge Fototechniken, Darkroom, Hybridtechnik
https://www.youtube.com/@DistinctionPhotoLLC

Cody Mitchell – Filmfotografie, Lanschaftsfotografie, Vanlife (USA)
https://www.youtube.com/@Codacolor

Matt Day – Film- und Digitalfotografie, Print- und Fotodruck, Fototechnik, Camera Gear
https://www.youtube.com/@mattdayphoto

Paul Hepper – Leica Fotografie, 35mm, Farbfilm
https://www.youtube.com/@PaulHepper

S.Schüngel – deutschsprachiger Channel zu analoger Fototechnik, Leica
https://www.youtube.com/@Analogfotografie

Thomas Gburek – deutschsprachiger Channel, Portraitfotografie, Leica
https://www.youtube.com/@derFotograf

graincheck – Filmfotografie, Landschaftsfotografie (USA), Analog Gear
https://www.youtube.com/@graincheck

T.Hopper – Fotografiegeschichte, Theorie der Fotografie
https://www.youtube.com/@THopper/videos

Captured by Sam – Filmfotografie, Film, Filmgear
https://www.youtube.com/@itscapturedbysam

Robins Book Club – Fotobücher
https://www.youtube.com/@RobinsBookClub

Ramsey Kiefer – Filmfotografie, Leica, Xpan, Fototravel
https://www.youtube.com/@ramseykiefer

Lina Bessonova – Filmfotografie, Darkroom, Printing
https://www.youtube.com/@linabessonova

Fotofreunde – Darkroom, Analoge Kameras
https://www.youtube.com/@fotofreundemuc

Andrea Mignogna – B&W Filmfotografie, Darkroom
https://www.youtube.com/@andreamignogna8066

Brea Hunziker – Filmfotografie, Landscape, Portrait (USA)
https://www.youtube.com/@BraeHunziker

(tbc)

AI

Es verändert sich gerade wirklich etwas Grundlegendes. Künstliche Intelligenz war lange etwas was noch irgendwie in den Anfängen steckt, ein Thema für Techkonferenzen, Zukunftstechnologie an denen die großen Konzerne forschen. Siri, Alexa und co. waren eine nette Spielerei, auf Spielerei kann man aber noch verzichten. Mit ChatGTP erleben wir nun möglicherweise eine Zeitenwende und der Youtuber Tom Scott versucht in seinem aktuellen Video einzuordnen, welche Bedeutung dieser Entwicklungsschritt hat und wo die weitere Reise für uns hingeht. Er geht darauf ein, welche umwälzende Entwicklung wir in den letzten 30 Jahren mit der Entwicklung des Internets und mit der Erfindung des Smartphones genommen haben und legt schlüssig dar, dass uns mit ChatGTP und dem was daraus folgt möglicherweise eine ganze neue umwälzende Entwicklungsphase bevorsteht. Ich halte seine Argumentation für schlüssig und wenn wir wirklich erst am Anfang stehen, wird diese kommende technologisch induzierte Transformation die vorhergehende nochmal in den Schatten stellen. Tom Scott schreibt in seinem Video Titel, dass es Ihm Angst macht und da bin ich ehrlich gesagt bei Ihm. Ich bin der Meinung, dass wir als moderne Gesellschaft noch nicht einmal damit fertig sind die technologischen Entwicklungen der letzten 30 Jahre mit Vernunft zu reflektieren, nicht mal im Ansatz. Und jetzt kommt auch noch die Umwälzung der Umwälzung? Wahrscheinlich ist es aber einfach nur menschlich, wie wir mit neuen Technologien umgehen. Der Verbrennungsmotor wurde zu Beginn der Industrialisierung erfunden. Die CO2 Problematik ist uns seit mehreren Jahrzehnten bekannt und trotzdem haben wir die Technologie lange ohne Bedenken einfach weiter genutzt. Ok, zurück zum eigentlichen Thema…

ChatGTP verdeutlicht uns schon heute was passieren kann (wird?). Die künstliche Intelligenz schreibt unsere Briefe, unsere Schulaufsätze oder die Abschlussarbeit an der Universität. Die künstliche Intelliegenz setzt die Ideen von Laien in Programmcode um und damit kann jeder Mensch zu einem Softwareentwickler werden. Es liegt nahe, was als nächstes kommt. Die AI macht unsere Steuererklärung, erstellt den individuellen Trainingsplan für den nächsten Triathlon oder die Einladungskarten für die nächste Familienfeier. Was passiert, wenn wir alle Anfangen die AI als Arbeitskraft für unsere Aufgaben zu nutzen, sollte jedem klar sein. Die AI wird menschliche Arbeitskräfte ersetzen, an vielen Arbeitsplätzen die gerade erst in den letzten 30 Jahren entstanden sind. Wie weit das ganze gehen kann (wird?), können wir derzeit nur erahnen.

Was wird nun mit der Musik oder Fotografie passieren? Die AI wird bald alles generieren können, viel umfassender als wir es bereits jetzt in den Anfängen sehen. Schon heute haben wir intelligente Funktionen in jeder DJ Software, welche es auch wenig musikalischen Menschen ermöglicht harmonische DJ Sets aufzunehmen. Bald werden wir in völlig neue Dimensionen vorstoßen. Mit wenigen Eingaben wird die AI bald komplett fertige DJ Sets generieren. Der DJ muss sich auf seinen Auftritt kaum noch vorbereiten oder er wird gleich komplett ersetzt, weil der Veranstalter eine AI für den Gig bucht. Die AI kann mit wenigen Sprachbefehlen des Produzenten Trackideen oder komplette Tracks produzieren. Die anschließenden Schritte für die Veröffentlichung werden ebenso unterstützt. Das Mastering, die Preisfindung und die digitale Veröffentlichungsstrategie, die AI hilft eine Entscheidung zu finden. Der Produzent möchte ein Cover, dass von denen seiner Vorbilder inspiriert ist. Die AI liefert ein fertiges Ergebnis.
Wir können uns in den Anfängen bereits ausmahlen, was das für die Kunst als Wirtschaftsfaktor bedeutet. Die Diskussion über Urheberrecht erreichen ein ungeahntes Level. Dagegen wirkt das Problem einer fehlenden Lizenzierung eines Earth, Wind & Fire Samples, welches ein Produzent in seinen Beat integriert hat, in Zukunft wie ein Steinzeitcopyrightproblem.

Gideon – Aaron Carl Lives On

Es wird immer schwerer mit dem Teilen der Musikvideos von YouTube, da von YouTube lizensierte Musik nicht mehr außerhalb von der Plattform selbst eingebunden werden kann. Ich habe gerade 4 Titel getestet und erst der letzte war ohne Lizenz. Zwei Titel waren 90er House Classics, der dritte eine neuerer Track von Moomin. Geht der Lizensierungstrend so weiter, kann ich auf dem Blog bald überhaupt keine Tracks mehr von der Plattform teilen. Ein Jahres Best Of kann ich mir sparen, da minimum die Hälfte der Titel nicht eingebunden werden kann. Die Vielfalt des Internets leidet und ich denke nicht, dass die Künstler (besonders aus so einer Nische, wie der unseren) einen Schaden erleiden, wenn Ihre Musik (zumeist in schlechter Uploadqualität) in den bekannten Blogs geteilt wird. Das ist kostenlose Promotion gewesen. Die Blogger, welche die Musik teilen, haben meisten keinerlei Gewinnabsicht und haben oft auch keine Werbung auf ihren Seiten. Auf der anderen Seite gibt es für „Nischenkünstler“ jetzt wenige Euro für ein paar Klicks. Von der Lizensierung profitieren vor allem die „Top 100 Chart Künstler“. Das Internet der großen Plattformen wird immer langweiliger.

Label: Home Centric Records
Release: 9/22

Grainery

Instagram macht sich in den Fotografenkreisen momentan noch unbeliebter, als so und so schon ist. Der eingschlagene Weg in Richtung Video und TikTok soll noch weiter forciert werden. In der Fotocommunity gab es einen erneuten Aufschrei und das Resultat waren einige Youtube Beiträge bekannter Fotografen und auch zahlreiche Artikel über derzeitige Alternativen, welche ich mir angesehen habe. Dabei habe ich für mich eine neue, vielversprechende Plattform für Fotografie entdeckt.

Die erste Alternative, welche ich mir angeschaut habe ist die „Vero – true social“ App. Eine App, die auf Werbung verzichtet, keine Daten verkauft und eine chronologische Timeline integriert hat. Hört sich schon fast nach dem Ursprungs Instagram an, aber leider setzt man nicht nur auf Fotos, sondern auch auf alles andere. Man kann alles in seinen Feed packen, seine liebsten Filme, Bücher, Videos usw. Die App ist also viel mehr als ein altes Instagram und ist für meinen Geschmack viel zu überfrachtet. Vero ist mehr eine Art Facebook und social network, weniger der Ort für die digitale Galerie der eigenen Werke und der Werke anderer. Nach Vero habe ich mir die Open Source Plattform Pixelfed angesehen. Pixelfed läuft nur im Browser und nicht als eigenständige App. Ebenso wir bei Vero gibt es keine Werbung, man hat noch mehr die Kontrolle über seine Daten und es gibt zahlreiche Optionen für die Lizensierung seiner Fotos. Was komplett fehlt ist eine größere künstlerische Community und die Präsentation entspricht eher den 2010er Jahren. Damit ist es für mich auch keine geeignete Alternative.

Viele der anderen Alternativen zu Instagram waren mir bereits bekannt. Flickr benutze ich auch seit mehr als einem Jahrzehnt. Leider hat die App nie den Sprung auf das Smartphone geschafft. Flickr fehlte immer die Coolness des frühen Instagram und war eher der Ort, welche von vielen Hobbyfotografen einfach als Fotoablage genutzt haben. Auch wenn sich Flickr gewandelt hat in den letzten Jahren, der Charme ist geblieben. Die Präsentation hat mir nie gefallen. Eine andere Plattform, welche ich für kurze Zeit getestet hatte war 500px. Dort bin ich mit der Community niemals warm geworden. Auf 500px fanden sich vor allem die Hochglanz Berufsfotofragen. Ohne Ende perfekt nachbearbeitete Digitalfotografie aus dem Photoshop Labor fertig für den Verkauf. Nichts was mich anspricht.

Ich hatte es schon wieder aufgegeben, nach einer Instagram Alternative zu suchen. So wichtig war mir das ehrlich gesagt eigentlich auch nicht. Doch dann habe ich ein wenig etwas in den Drunterkommentaren in einem Zeit Artikel gelesen und ein User hat die Plattform Grainery vorgeschlagen. Wie der Name es schon andeutet, hier hatte jemand eine Idee aus der Szene der analogen Fotografie. Jemand der sehr offensichtlich auch ein Fan des frühen Instagrams war. Dieser Jemand ist der Programmierer Kyle Johnston aus Greenville, USA. Zum Start der Plattform gibt es bisher nur eine Web App, welche aber schon sehr gut funktioniert. Einfache Präsentation ohne Ablenkung, chronologischer Feed, keine Werbung. Anstatt digitaler Fotofilter bekommen wir für den Upload andere Optionen: Welche Kamera wurde genutzt, welches Objektiv und welcher Film, das war’s. Es ist offensichtlich an wen sich dieses Projekt richtet und zu meinem Erstaunen scheint die Community schon sehr aktiv zu sein, obwohl Grainery erst vor kurzem gestartet ist. Instagram ist nach dem Release durch die künstlerische Szene im Sillicon Valley (und später der ganzen Welt) schnell gewachsen, eine Szene welche durch den Insta Algorithmus heute nur noch mit Mühe zu finden ist. Es kann gut sein, dass ein Teil dieser Szene mit Grainery jetzt ein neues zu Hause gefunden hat. Grainery ist wie gesagt werbefrei und generiert seine Einahmen mit einem Plus Abo Dienst über Stryde. Eine native App für iOS und Android sind bereits in der Entwicklung. Ich bin wirklich gespannt wie sich die Plattform entwickelt und werde das ganze mal unterstützen.

Mein Grainery Profil findet sich unter der Adresse:
https://grainery.app/u/tedpikul

Nachhaltige Festivals nach der Pandemie

Momentan zeichnet es ich ab, dass wir den kommenden Sommer die ersten halbwegs normalen Festivals nach 2 Jahren Pandemie bekommen werden. Viele dieser Großevents haben in den letzten 2 Jahren gar nicht statt gefunden und einige haben es mit angepassten Konzepten versucht, also bestimmten Hygieneauflagen und weniger Besuchern. Was insgesamt aufgefallen ist, dass überwiegend die kleineren alternativen Festivals noch etwas machen konnten. Größere und durchkommerzialisierte Veranstaltungen mit internationalen Line-Up wurden hingegen abgesagt. Trotzdem gab es einige Entwicklungen und auch wenn die Pandemie fast alles andere überlagert hat, machen sich Veranstalter natürlich Gedanken, wie es jetzt weitergeht. Ich selbst habe mir da auch schon einige Gedanken gemacht und bin gespannt, in welche Richtung wir in Deutschland gehen.

Eines meiner letzten Festivals als Besucher war das Melt 2019 in Gräfenhainichen. Internationales Line Up, 100% durchkommerzialisiert, nichts wird einem geschenkt, ca. 80% internationales Publikum, vorallem aus den GB und den Niederlanden. Viele der der Anreisenden haben wenig Gepäck (teilweise nur einen Rucksack) und kommen mit dem Billigflieger für 30€ von der Insel. Alles was man braucht, kauft man sich vor Ort. Für die Partytouristen ist das immer noch ein Schnäppchen. Festivals in den Niederlanden oder England sind deutlich kostenintensiver. Viele der mitgebrachten, sehr einfachen Zelte vom Sport Discounter werden nach dem Wochenende einfach stehen gelassen. Vielleicht packen einige lieber noch ein wenig Merchandise in den kleinen Koffer. Davon abgesehen gibt es ein konsequentes Pfandsystem für den anfallenden Müll auf dem Campingplatz und dem Festivalgelände selbst.

Der Counterpart zum Melt sind die alternativen Festivals wie das Fusion in Mecklenburg Vorpommern oder die Wilde Möhre, das Feel Festival und die Nation of Gondwana in Brandenburg. Die Festivalbesucher, welche überwiegend aus Deutschland kommen, sind über ein gesamtes Wochenende zu großen Teilen Selbstversorger. Der mitgebrachte Alkohol kann mit auf das Festivalgelände genommen werden, gegessen wird oft am Zelt oder am Camper. Das Programm der Veranstaltungen wird meistens mit regionalen Künstlern und sogar ganzen regionalen Crews gefüllt. Internationale Künstler gibt es kaum, das musikalische Niveau hinkt den großen internationalen Festivals hinterher. Für die Partytouristen von der Insel sind die alternativen Festivals bei uns deshalb kaum interessant. Nach dem Festival muss wieder der Müll gesammelt und abgegeben werden und da kommt doch einiges zusammen. Durch die Selbstversorgung ensteht sichtbar mehr Müll, auch auf dem Festivalgelände selbst.

Die Nachhaltigkeit von Festivals war schon vor der Pandemie ein Thema, welches nach und nach zunehmendend in den Fokus der ganzen Szene gerückt ist. Auch bei den Clubs tut sich mittlerweile einiges, so gibt es zb Clubtopia in Berlin. Clubs haben aber ganz andere Voraussetzungen und die größte Priorität liegt vor allem bem Energieverbrauch vor Ort. Festivals haben hingegen andere Prioritäten. Nun kamen die ersten Newsletter der Festivals für den Sommer bei mir rein. Mit Konzepten für CO2 Einsparungen und mehr Nachhaltigkeit wird geworben. Die zwei großen Baustellen für die Festivalveranstalter sind die Anreise und der Müll, welcher vor Ort produziert wird. Wenn man wie das Melt auf internationales Publikum setzt, wird es natürlich schwer mit den CO2 Einsparungen bei der Anreise. Als Instrument bietet man derzeit eine freiwillige CO2 Kompensation im Wert von 2,60€ an, was ganz klar bedeutet, dass man die Anreise doch bitte schön selbst kompensieren soll. Es ist eigentlich ganz offensichtlich: Festivalkonzepte, wie beim Melt lassen keine echte Nachhaltigkeit bei der Anreise zu bzw. schieben die Verantwortung auf das Individuum ab. Ehrlicher wäre hier zB eine echte Anreisekompensation aller Besucher im Festivalticket. Die einzige Chance bleibt damit die CO2/Müll Reduktion vor Ort, welche aber auch schon weitergehend ausgereizt ist. Die alternativen Festivals in Brandenburg sind an dieser Stelle ein Stück weiter und haben konzeptuelle Vorteile. Das Auto wird als Anreisemittel der Wahl bei vielen dieser Festivals weiter eingeschränkt und benachteiligt. Es gibt Auto- und Wohnmobilpässe, welche aber kostenintensiv und stark beschränkt sind. Wer mit der Bahn anreißt, bekommt die besseren Camping Spots und wird belohnt. Positiver Nebeneffekt dieser Strategie ist, dass mit weniger Autos auch weniger individueller Müll mit auf das Festival transportiert werden kann. Trotzdem bleibt der Müll das Hauptproblem dieses Typus von Großveranstaltung.

Ich würde mal behaupten, dass es jetzt spannend wird. Die Festivallandschaft bei uns wird sich verändern und das muss sie auch. Festivals werden aufgrund ihrer Grundkonzeption etwas unterschiedliche Probleme mit dem Thema Nachhaltigkeit bekommen. Für einige Themen gibt es jetzt schon Lösungsansätze und für andere wird es wenig überraschend schwierig werden. Wo man heute noch mit Green Washing und gezieltem Festivalmarketing den Besucher überzeugen kann, wird es morgen schon nicht mehr weiter gehen. Es wird natürliche Grenzen geben. Festivals werden immer einen Impact haben, nur wie groß dieser sein darf, wird wohl bald genauso diskutiert werden, wie die Frage nach einem Verbot des Benzinmotors oder von Kurzstreckenflügen.


Overmono – So U Kno

Ich habe die letzten Tage des Jahres mal wieder genutzt, um ein wenig die bekannten Jahresrückblicke etc. zu durchforsten. Im Gegensatz zu normalen Jahren, war vieles neu für mich, kein Wunder, habe ich mich doch überwiegend auf Spotify festgehört und dabei vermehrt ältere Sachen favorisiert. Das ist sicherlich nicht ungewöhnlich nach gut 2 Jahren Pandemie und genauso erwartbar ist für mich die Entwicklung bei den Releases des letzten Jahres. Man hört irgendwie raus, dass die Clubs schon länger zu sind und wieder nur sehr wenige Festivals stattgefunden haben. Die Künstler sitzen in ihren Studios, haben sich dort so richtig festgesetzt und kreieren kaum Musik mehr für die Tanzfläche. Vielleicht haben einige sogar das Gefühl vergessen, wie das funktioniert. Der Trend gebrochene, extrem verspielte, experiementelle und ambientorientierte Tracks zu produzieren hat in diesem Jahr wahrscheinlich einen neuen Höhepunkt erreicht. Man muss sich nur mal die Resident Advisor Alben des Jahres anschauen… Funktionelle Longplayer kommen darin quasi nicht vor. Ich kann mir gut vorstellen, dass man in der Zukunft auf die Pandemiejahre zurückblickt und sich auch ein Bild von einer gewissen Pandemie-Musik zeichnen lässt.

Label: Poly Kicks
Release: 6/21

Drift Ashore geht in Rente

Sehr Schade! Die Jungs von Ashore haben die Segel gestrichen und beenden das Projekt nach so einigen erinnerungswürdigen Partys, vielen sehr guten Ashorecasts und mehreren interessanten Radiosendungen. Irgendwie passt das so ein bisschen in die Zeit. Wahrscheinlich gibt es gerade nicht wenige Projekte die so irgendwie auslaufen. Wenn das ganze Soziale von einem Moment auf dem anderen wegbricht, wird es immer schwerer sich zu motivieren, da hilft dann auch kein Zoom Meeting mehr. Sicherlich nicht der einzige Grund warum man gerade jetzt aufhört, aber vielleicht der entscheidende Anstupser. Eine zeitlang war ich ja auch ein Teil des Projektes, was jetzt auch schon wieder 4-5 Jahre her sein muss oder so. So richtig funktioniert hat das ganze damals leider nicht, aus den verschiedensten Gründen. Trotzdem war das eine super Zeit mit der Ashore Crew!

Mike Huckaby – Baseline ’87

Das waren sehr traurige Nachrichten vom Freitag. Mike Huckaby ist durch eine COVID19 Infektion im Krankenhaus verstorben. Ihm ging es vorher schon nicht so gut und es gab auch eine Spendenaktion, um seine Krankenhauskosten zu bezahlen. Dieses US Sozial- und Gesundheitssystem … oh man! Vor mehr als 10 Jahren habe ich Ihn das erste Mal in der Galerie Disko in Dresden gesehen. Dieser Club, welcher nur kurze Zeit bestehen sollte, war legendär. Eigentlich jede Party dort war legendär. Seitdem habe ich verfolgt was Mike Huckaby so treibt und ich muss sagen es gibt nicht viele Leute in der Szene, welche derart sozial engagiert sind. In Detroit hat er sozial benachteiligten Kindern die Welt der elektronischen Musik gezeigt, indem er kostenlose NI Maschine Workshops in Bibliotheken und anderen öffentlichen Einrichtungen angeboten hat. Mike war ein Vorbild für alle in der Szene. Das ist ein herber Verlust. R.I.P.

Links – Musik & Klima

Aus aktuellem Anlass: Das Thema Klimawandel / Klimakrise / Erderwärmung ist allgegenwärtig. Die Klimaleugner sprechen aktuell immer noch vom Klimahype. Es wäre wirklich schön, wenn es nur ein übertriebener Hype wäre, aber insbesondere die letzten fünf Jahre, der trockene Sommer 2018 und der Juni 2019, welcher weltweit sämtliche Wetterrekorde pulverisiert hat, zeigen ein anderes Bild. Die aktuellen Meldungen aus der Arktis geben außerdem Grund zur Annahme, dass die bisherigen Voraussagen der IPCC Berichte viel zu moderat waren. Da zur Zeit alles irgendwie auf seine CO2 Bilanz geprüft wird, bleibt natürlich auch unsere Dance Musik Szene nicht unbeachtet. Bei Resident Advisor schaut man auf die Vielflieger-DJs und die CO2 Bilanz von Festivals. Das DJ Lab hat sich im Rahmen einer neuen Artikelserie zum Klimathema mit einer nachhaltigeren Vinyl Produktion beschäftigt. Was die beiden Artikel noch etwas vergessen und vielleicht unser größtes Problem darstellt: der immense Energieverbrauch des Musikstreaming. Der wissenschaftliche Beirat der deutschen Bundesregierung hat sich gerade nicht umsonst mit der Beschreibung „Digitalisierung als Brandbeschleuniger“ auseinandergesetzt. Nachzusehen ist das im sehr interessanten Jung&Naiv Interview mit Maja Göpel. Am MIT Cambridge gab es kürzlich eine Studie zur CO2 Bilanz verschiedener Tonträger, an welchem der Rebound Effekt neuer Streaming-Technologien abzusehen ist.

Linkssammlung Musik & Klima:

Resident Advisor: What can dance music do about the climate crisis?
https://www.residentadvisor.net/features/3476

DJ LAB – Nachhaltige Herstellung von Vinyl
https://www.dj-lab.de/feature-eco-friendly-vinyl/?fbclid=IwAR3z5RLWu377u1z5uvo7ZLvbyVxl47s2ih18mWW1dNR35OrrOxJ6WX2TkLo

Maja Göpel bei Jung und Naiv
https://www.youtube.com/watch?v=3vhuFlVGBeI&t=4035s

Techbook: Warum Streaming schlecht fürs Klima ist
https://www.techbook.de/entertainment/streaming/streaming-schlecht-fuer-das-klima

SZ: Wie Streaming das Klima anheizt
https://www.sueddeutsche.de/digital/internet-smartphone-streaming-klimabilanz-1.4444996