Archiv der Kategorie: Fotografie

Retro Digital Cameras

Eigentlich möchte ich diese technischen Fotografiethemen hier im Blog weniger behandeln. Dieses Mal mache ich eine Ausnahme. Ein Thema, welches zuletzt meine Aufmerksamkeit erregt hat, ist das der „Retro Digital Cameras“ oder auch „Vintage Digital Cameras“. Über die Bezeichnung kann man sich auf jeden Fall schon mal gut streiten, wenn man sich überlegt, dass diese Kameras maximal 20 Jahre alt sind. Im Vergleich zu „echten analogen Vintage“ Kameras, welche schon mal 100 Jahre alt sein können, wirkt die Bezeichnung Retro oder Vintage in dem Zusammenhang auf den ersten Blick schon etwas seltsam. Wahrscheinlich muss man andere Maßstäbe ansetzen, wenn wir über unser digitale Zeitalter sprechen. Die Technologieentwicklung der letzten 20-30 Jahre verlief auch in einem etwas anderem Tempo. Wenn ich heute auf meine erste Digitalkamera (ein FinePix aus dem Jahr 2002) und die anderen alten Digitalkameras in unserem Haushalt Blicke, muss ich leider sagen, dass keine dieser Kameras mehr funktioniert. Entweder ist es ein Elektronikschaden in der Kamera selbst, ein Displayschaden, fehlender Speicher oder ein fehlender Akku (Teile die nicht mehr produziert werden). Die digitalen Retro Kameras haben ein Problem! Ein Problem, welches auch auf letzten Filmkameras zutrifft, denn auch in diesen wurde zuletzt immer mehr Elektronik verbaut. Wer Retro Digital fotografieren möchte, muss erst mal eine Kamera finden, welche noch funktioniert. Davon abgesehen muss ich sagen, dass es ein spannendes Thema ist, welches gerade erst am Anfang steht. Wie schon nach dem ersten „Ende“ der Filmära, werden die höherwertigen digitalen Profi Kameras wieder interessant. Da fallen mir aktuell z.b. die erste Fuji X-100 Kamera oder zb eine Nikon df ein. Diese Kameras sind auch schon wieder 10 Jahre alt werden wieder oft diskutiert, weil sie ein sehr gutes Preis Leistungsverhältnis haben und die Sensoren eine Qualität bieten, welche auch heutigen Ansprüchen noch genügen. Auf der anderen Seite wird den ersten digitalen Kameras mit den CCD Sensoren, welche technisch nicht mehr in die Zeit passen, zugeschrieben filmähnliche Ergebnisse zu produzieren. Die frühen Sensoren haben noch ein anderes Bildrauschen generiert. Moderne Sensoren haben dagegen ein vergleichsweise geringes Rauschen und als eine Reaktion darauf kommen nicht wenige neuere Kameras schon seit einiger Zeit mit eigenen Filmsimulationen daher, welche das Bildrauschen wieder zurückbringen. Das ist auf jeden Fall eine interessante Entwicklung und gibt uns einen Hinweis darauf, wie Menschen Bilder heute gern sehen und das die rein technische Entwicklung von immer rauschärmeren und hochauflösenderern Sensoren eigentlich ein weniger bedeutendes Thema in der Kunst der Fotografie ist als man vielleicht denken würde. Ich bin jedenfalls gespannt, was aus diesem Trend wird. Nachdem sich das Fotografieren mit dem Smartphone mitte der 2000er nach und nach durchgesetzt hatte, ist die Einsteiger Consumer Kamera Sparte fast ganz verschwunden. Da nun diese Einsteiger CCD Kameras nach und nach kaputt gehen und nicht mehr repariert werden können, wird dieser Trend meiner Sicht nach keine sehr ausgedehnte Zukunft haben. Hier treffen die rasante technische Entwicklung der letzten Jahrzehnte und unsere Wegwerf- und Konsumgesellschaft aufeinander. Das Nachhaltigkeitsthema wurde der geplanten Obsoleszenz untergeordnet. Für kleinere experimentelle Fotoprojekte können diese Kameras aber durchaus ihren Reiz haben, länger planen kann man ihnen wohl eher nicht mehr. Würde meine Fujifilm FinePix aus dem Jahr 2002 noch funktionieren, hätte ich sie schon längst reaktiviert. Perspektivisch besser sieht es bei den Profi Spiegelrefelxkameras, den premium Kompaktkameras und den premium Systemkameras aus, welche ab ca. 2010 auf den Markt kamen. Diese haben teilweise schon moderne 12-16MP Sensoren, sind bestens verarbeitet, setzen auf modernen SD Karten Speicher und die Zubehörteile wie Akkus sind heute noch neu zu beziehen. Das macht diese Kamerasparte eindeutig zukunftssicherer, als die kompakten CCD Kameras von Anfang bis mitte 2000. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Premiumkameras auch noch in 15-20 Jahren voll funktionsfähig sind. Ich denke hier vor allem an die Olympus PEN Serie, die Fuji-X Serie und ersten Sony NEX Kameras. Besonders die beiden letztgenannten eignen sich ja auch hervorragend zum Adaptieren älterer Objektive aus der analogen Ära. Wer aber ernsthaft in das Retro Thema einsteigen und experimentieren möchte, kommt nicht an den CCD Kompaktkameras vorbei. Aufgrund der Preise kann man auch nicht viel verkehrt machen, falls man doch mal eine defekte Kamera erwischt. Dann probiert man einfach den nächsten Flohmarktfund aus. Wer dagegen nachhaltiger Fotografieren möchte, ist denke ich besser mit einer der Premium Kameras ab dem Jahr 2010 unterwegs. Für mich persönlich ist die ganze Thematik digital retro aktuell eher weniger bedeutsam, da ich mit der Filmfotografie und den echten vintage Kameras ausgelastet bin. Aber wer weiß wie die Sache in 20 Jahren aussieht, denn es ist gerade auch schwer abzuschätzen, wie sich die Fotografie mit der Nachhaltigkeits- und ReUse-Debatte in Zukunft verändern wird. Ganz allgemein und unabhängig von der Retro Diskussion wird die Nutzung gebrauchter Digitalkameras Meinung nach an Bedeutung gewinnen.

Hier nun eine kleine Auswahl einiger CCD Kameras für einen groben Einstieg in die Thematik:

Epson RD-1 (6MP, 6MP CCD Sensor, 2004 / „Die erste digitale Leica M“ )

FujiFilm FinePix (meine erste Digitalkamera, 2MP CCD Sensor, 2002)

Kodak C300 (3,3 MP CCD Sensor, 2005)

Nikon Coolpix 880 (3,3 MP CCD Sensor, 2000)

Die Problematik mit älteren Kameras und der Elektronik kurz zusammengefasst 😉

Walkie Talkie New York – Pauli B

Der Youtube Channel von Pauli B geht gerade durch die Decke und das auch zurecht. Das Haupthema des Channels ist allgemein die Streetfotografie in New York. Pauli B zeigt in seinen Videos wie er selbst durch Manhatten streift oder er interviewt andere Fotografen und begleitet diese. Leica M, 28mm, Portra 800 und eine Stadt die niemals schläft. Ich hatte es schon mal hier Blog erwähnt: NYC macht es einem gewisser Weise leicht und ich kann gut verstehen, warum es so viele Fotografen in den Big Apple zieht. In anderen Städten braucht man meiner Meinung nach deutlich länger, um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. Die oftmals im Channel gezeigte Methode des stationären Fotografierens an Fußübergängen in Manhatten halte ich teilweise für grenzwertig. Eine ganze Horde von Leica fotografen schießt reihenweise in die Massen, so fühlt sich das teilweise an. Aber es ist wie es ist und diese moralischen Fragen begleiten die Straßenfotografie schon lange, man muss nur an die Diskussionen um Bruce Gilden denken. In einer der letzten Folgen in einem Interview mit dem Fotografen Reuben Radding wird diese Thematik auch irgendwie angesprochen und die Leute sind auch selbstkritisch. Streetfotografie ist auch in anderen Städten möglich und es gibt genügend Beispiele in der Vergangenheit. Der oftmals philosophische Ansatz an dem Youtube Channel, welcher durch die Einbindung verschiedenster Persönlichkeiten zustande kommt, gefällt mir richtig gut. Im Gegensatz zum aktuellen Mainstream liegt der Fokus auf den Ergebnissen selbst, weniger auf der Technik. Das mag auch am Sujet selbst liegen. Ich bin gespannt wie sich diese Szene mit den vielen noch sehr jungen Leica Fotografen weiter entwickelt. Der Hype um Leica und Farbfilm wird dem sicherlich kein Abbruch tun. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, weiß ich auch nicht so richtig.

Strand 01/23

2020/2021 habe ich sehr wenig fotografiert. 2022 war es ein wenig mehr, sodass es sich letztens gelohnt hat einen Schwung Filme zu entwickeln. Ich habe gesehen, dass viele Fotografen in den letzten 3 Jahren auf die Pandemie bezogene Projekte begonnen haben. Dazu konnte ich mich nicht motivieren, aber so langsam habe ich Lust meine alten Projekte fortzuführen. Was mich doch erstaunt hat, ist die Entwicklung der analogen Fotografie allgemein. Die Preise für alte Kameras und Filme sind wahrlich explodiert. Zu meinem Glück betrifft mich das nur teilweise. B/W Film ist noch halbwegs erschwinglich mal abgesehen von Kodak, welche sich die gestiegene Nachfrage gut bezahlen lassen. Viele Filme waren zuletzt nicht mehr lieferbar, aber zum Glück gibt es noch Alternativen. Ich möchte in diesem Jahr mein Grainery Profil etwas mit Content füllen und hoffe, dass sich die Plattform in eine gute Richtung entwickelt. Für alle anderen Sachen habe ich keine große Hoffnung. Ansonsten geht es ganz entspannt weiter hier mit dem Blog.

Grainery [update]

So langsam muss Grainery mal aus den Kinderschuhen kommen. Seit mehreren Wochen gibt es keine neuen Nachrichten zum aktuellen Entwicklungsstand. Es gibt immer noch keine App. Ich hatte mal eine Anfrage über die Seite gestellt, die Beta Version zu testen, aber bis heute ist nichts passiert. Die Website läuft nur sehr langsam, wirkt ständig überlastet, Inhalte laden oft nicht richtig und dann noch die miserable Suchfunktion…ohne Ende Baustellen. Ich weiß nicht, ob es sehr schlau war die digitale Fotografie, welche Film simuliert, von der Platform komplett zu verbannen. Ein Uploadlimit würde es an der Stelle auch tun. Laut dem letzten Interview hätte der Grainery Enwtickler auch gern „Stories“ in der App. Das ergibt für mich keinen richtigen Sinn. Man möchte keine Videos, aber implementiert dann Stories? Stories sind für mich das Gegenteil von dem „Slow Down“ Ursprungsgedanken. Damit würde man den Fokus wieder von den Bildern nehmen. Ich sehe trotzdem noch großes Potential in der App, aber so langsam muss die technische Basis passen. Was ich langfristig als Problem sehe: Viele User sind schlecht erzogen, verlinken auf Ihre Instagram Profile und versuchen die Platform selbst auch genauso zu nutzen.

edit(4.12): Es gibt ein paar Neuigkeiten vom Grainery Enwtickler. Nach dem es über den Sommer so gut wie gar keine Nachrichten gab, kam jetzt die große Ankündigung auf Instagram (ja, Instagram 😉 ) Die iOS UND Android App soll demnächst erscheinen. Zusätzlich hat die Seite in den letzten Tagen einen spürbaren Performance Boost bekommen, sodass Fotos und Feeds wieder schneller geladen werden.

edit(13.2.23): Grainery+ gibt es nur noch über eine Jahresmitgliedschaft. Die Option „monthly“ wurde ohne jegliche Mitteilung gestrichen. Ein mieser Move in meinen Augen. Die Performance der WebApp ist gefühlt wieder schlechter geworden und es gibt keinerlei Updates zur iOS App oder dem generellen Stand des Projektes. „Social“ ist an der Plattform zur Zeit nicht viel, es gibt zwar „Likes“ aber ansonsten war es das mit dem Austausch. Wäre ich der Chef des Ganzen würde ich die Like Funktion entfernen (wie sogar mal von Instagram erprobt), ein (tägliches + monatliches) Uploadlimit einführen und die Plattform der digitalen Fotografie (aka den Fuji Film Simulanten) gegenüber öffnen. Die digitale Fotografie ist einfach nicht das Hauptproblem und Entschleunigen kann man auch anders. So wie die Plattform aktuell da steht, fehlt ihr die Abgrenzung zu herkömmlichen Social Media Plattformen. Viele Accounts sind gefühlt nur angemeldet, um in ihrem Profil ihr Instagram Account zu verlinken. Dann gibt es wenige Accounts die keine Grenzen kennen und ohne Sinn und Verstand Bilder in Ihre Galerien hochladen. Ohne vernünftige Regeln, gibt es keine echte Alternative zu den Dopamin gesteuerten Social Media Apps.